
Thomas Steinfeld liest aus „Rauschen in der Nacht“. Die Wildgans – eine Geschichte des 20. Jahrhunderts
Als Sehnsuchtstier durchzieht die Wildgans die jüngere Geschichte. Als das Leben in den Städten des 19. Jahrhunderts schwer erträglich wird, weist sie den Weg in die Natur. In Selma Lagerlöfs Roman „Nils Holgerssons wunderbare Reise“ eint sie die schwedische Nation, indem sie einem missratenen Knaben den Sinn von Gemeinschaft offenbart, was auch den deutschen Lesern zum Vorbild wird. Im Ersten Weltkrieg wird sie von den Soldaten in den Schützengräben besungen und ist wenig später in der europäischen Kultur allgegenwärtig: als Wappentier des Naturschutzes, als Heldin der Revolution bei Bertolt Brecht ebenso wie als „Charaktertier des Nordens“ bei Bengt Berg. Thomas Steinfeld folgt ihren Spuren – und zeichnet ein fesselndes Bild des 20. Jahrhunderts
Thomas Steinfeld, 1954 in Leverkusen geboren, war Literaturchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, bevor er zur „Süddeutschen Zeitung“ wechselte. Von 2006 bis 2018 lehrte er als Professor für Kulturwissenschaften an der Universität Luzern, 2025 verlieh ihm die Universität Uppsala die Ehrendoktorwürde. Zuletzt erschienen Italien. Porträt eines fremden Landes und Goethe. Porträt eines
Lebens, Bild einer Zeit. Für seine Übersetzung von Selma Lagerlöfs Roman Nils Holgerssons wunderbare Reise war er 2015 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Thomas Steinfeld lebt in Südschweden.